… am Beispiel von Gebiss vs. gebisslos.
Ich weiss nicht, ob es schon immer so wahr, oder ob es sich verändert. Auf jeden Fall habe ich das Gefühl, dass gerade die Dogmen und Absolutismen in der Pferdeausbildung extrem zunehmen.
Nur das eine heilbringende System ist richtig und wer diesem nicht folgt wird garantiert sein Pferd extrem schädigen.
Ein gutes Beispiel ist die immer wieder aufflammende Debatte pro und contra Gebiss, an der ich mich an dieser Stelle nicht beteiligen möchte, denn je nach Standpunkt gibt es, wie immer, gute Argumente für beide Varianten.
Grundsätzlich sind wir als Ausbilder immer von unseren Erfahrungen geleitet und wenn ich 500 oder 1000 Pferde im Gebiss ausgebildet habe, dann heisst das doch nicht, dass es ohne nicht funktioniert, sondern, dass ich darin eben keine Erfahrung habe und es vielleicht nicht kann- daraus zu schliessen, dass es nicht möglich ist, ist schon etwas vermessen.
Natürlich kann ich sagen: „Ich habe noch kein Pferd gesehen, das gebisslos ausgebildet wurde und meinen Ansprüchen genügt“, oder „Ich habe darin keine Erfahrung“, oder auch Ich bin der Meinung, dass …“, bzw. natürlich auch andersherum: „Meiner Erfahrung nach haben Pferde weniger Stress ohne Gebiss“, „Ohne Gebiss habe ich ein besseres Gefühl“, oder „Meine Kommunikation ist feiner ohne Gebiss“- was auch immer.
Was ich aber Schade finde ist die häufig zu hörende und absoluten Aussagen wie: „Ein Gebiss verursacht immer Schmerzen“, oder „Ohne Gebiss kann man ein Pferd nicht versammeln“, usw..
Wissen und Erfahrung in allen Ehren, aber absolute Aussagen sollte man wirklich nur treffen, wenn man diese auch wissenschaftlich belegen kann und auch die Wissenschaft hat die Aufgabe, sich immer wieder selbst zu überprüfen und in Frage zu stellen, was den Absolutismus eigentlich ausschliesst und in der Pferdeausbildung ist er mit Sicherheit fehl am Platz.
Hört auf eure Pferde und euer Bauchgefühl, ohne Verantwortung abzugeben und werdet hellhörig, wenn euch jemand erzählt er oder sie wisse alles und nur so oder so ist es richtig, denn ein wenig Demut tut uns doch allen ganz gut, vor allem am Pferd!