Zwar gibt es wohl von fast jedem Trainer ein Video, wie die Mecate an das Bosal gebunden werden sollte oder kann, Verwirrung herrscht aber teils über die Anzahl der „Wraps“, bzw. Windungen und die damit verbundene Passform.
Ganz allgemein lässt sich sagen, dass minimal eine und maximal 3 Windungen anzustreben sind. Bei mehr als 3 Windungen bekommt das Bosal zu viel Gewicht am Heelknot und wird ungenau, bzw. kann keine feinen Signale mehr übermitteln.
Zwischen der letzten Windung der Mecate und den Unterkieferästen des Pferdes sollten minimal 2 Finger quer Platz haben und maximal 2 hochkant.
Nun stellt sich allerdings die Frage, wie beeinflusst die Anzahl der Windungen und der Abstand zum Unterkiefer die Funktion?
2 oder sogar 3 Windungen bringen, wie bereits gesagt, mehr Gewicht an den Heelknot und somit ein deutlicheres und auch schnelleres „Release“, was bei einem unerfahrenen Pferd durchaus helfen kann und anzustreben ist, da das Pferd eben genau von diesem „Release“ lernt und nicht vom Annehmen, wie oft fälschlicherweise angenommen. Je feiner das Pferd also reagiert oder ausgebildet ist, um so weniger Gewicht und eben auch weniger Windungen sind sinnvoll.
Aber auch der Abstand zum Unterkiefer hat eine wichtige Funktion.
Bei einem größeren Abstand (max. 2 Finger hochkant) hat das Bosal einen stärkeren lateralen Effekt und ermöglicht eine deutlichere Hilfengebung in eben genau diese Lateralität, sprich die stellenden Hilfen. Je feiner das Pferd über den Sitz geritten ist und aus der Biegung die Stellung annimmt, um so weniger wichtig wird es die laterale Nachgiebigkeit über den Zügel zu erklären, bzw. um so geringer kann der Abstand zum Unterkiefer werden (minimal 2 Finger quer). Der geringere Abstand ermöglicht eine sehr feine und schnelle Hilfenübertragung mit stärkerem Fokus auf die vertikale Nachgiebigkeit, auch Beizäumung genannt. Das Bosal sitzt stabiler und verursacht weniger Eigenrotation, der Impuls kommt schneller und kann daher feiner und sensibler gegeben werden.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass beim jungen und/oder unerfahrenen Pferd ein etwas größerer Abstand nicht verkehrt sein muss, beim weiter ausgebildeten ein geringerer Abstand anzustreben ist. 2 Finger quer sind allerdings der Mindestabstand, da das Bosal die Möglichkeit zur Rotation behalten muss, um das Signal zu übertragen und vor allem, weil das Pferd in der Lage sein muss zu kauen und den Unterkiefer leicht zu öffnen. Dieser verschiebt sich in der Stellung lateral und in der Beizäumung vertikal zum Oberkiefer, was unter keinen Umständen beeinträchtigt werden darf.
Um die Feinheit und auch Schnelligkeit des Signals in Zahlen zu fassen möchte ich an dieser Stelle den leider verstorbenen Richard Caldwell zitieren, nach dessen Berechnung jedes Inch mehr Platz zwischen Unterkiefer und Mecate ein Aufnehmen des Zügels um ca. 5 Inch erfordert um die Hackamore so rotieren zu lassen, dass, wenn gewünscht, die Mecate die Unterkieferäste berührt, was das maximal mögliche Signal wäre.
Mehr als 2 Finger hochkant würde eine zu große Rotation ermöglichen, und die Hackamore würde gegebenenfalls beim Annehmen des Zügels den Nervus mandibularis des Trigeminus an den Unterkieferästen irritieren, was sehr unangenehm für das Pferd ist und zur gegenteiligen Reaktion des gewünschten Ergebnisses führen würde, in dem das Pferd den Kopf hochreissen würde und nicht mehr zu einer feinen Kommunikation bereit wäre.
Natürlich gibt es immer persönliche Vorlieben und Meinungen, die wichtigste jedoch ist die eures Pferdes. Hört ihm bitte zu und beobachtet aufmerksam seine Reaktionen.