Schonmal drüber nachgedacht?
Zäumungen und ihre Wirkung, eine kurze Übersicht
Wassertrense
Die Trense mit gebrochenem Mundstück ist eine lateral wirkende Zäumung, die primär zur Stellung des Genicks eingesetzt wird. Auch kann sie hebend auf das Genick wirken, mit einem demi-arrêt.
Wofür sie definitiv nicht gemacht ist, obwohl sie heute oft in dieser Form eingesetzt wird, ist für die Beizäumung. Bei beidseitigem Zügelkontakt bricht das Gebissstück und verursacht unangenehmen Druck auf die Laden, während die Zunge eingeklemmt wird. Daher wird sie in der klassisch europäischen Reitlehre auch mit der Kandare ergänzt und später ersetzt.
Ist das Mundstück nicht gebrochen kann sie natürlich auch beizäumend eingesetzt werden, allerdings reduziert sich dann die laterale Wirkung deutlich, bzw. wird ungenauer.
Kappzaum
Der Kappzaum wirkt rein lateral, also stellend, eine hebende oder vertikale Wirkung ist nur sehr marginal bis gar nicht vorhanden.
Bei beidseitigem Zügelkontakt entsteht der primäre Druck auf dem Nasenrücken des Pferdes, wodurch das Pferd dazu animiert werden kann, die Oberlinie kurz zu machen und das Genick quasi in die Halswirbelsäule zu ziehen, also den Hals zu verkürzen, was natürlich nicht zielführend ist.
Kandare Hebel (z.B. moderne Dressur)
Die Kandare wirkt rein vertikal, die Oberlinie längend und, ohne vorherige Schulung, ins vorwärts abwärts, weshalb ihr Einsatz zwingend eine entsprechende vorherige Ausbildung in Trense, Kappzaum oder Bosal erfordert. Mit viel Erfahrung kann sie auch zur korrekten Positionierung der Kieferhälften eingesetzt werden, also lateral wirkend, ist jedoch hierfür nicht die beste Wahl.
Die vertikale Wirkung besteht aus dem Hebel der Cheeks (Seitenteile) wodurch der Unterkiefer zwischen Gebissstück und Kinnkette positioniert wird.
Kandare Signal (z.B. altkalifornische Reitweise)
Die Kandare als Signalgebiss wirkt rein durch die Verlagerung des Mundstückes auf der Zunge, ohne Einsatz des Kinnriemens, mit minimalsten Hilfen und erfordert eine sehr weite vorherige fortgeschrittene Ausbildung.
Das Pferd trägt das Gebiss und balanciert es auf der Zunge aus. Die Schulung erfolgt in diesem Fall gebisslos, das erlernte wird lediglich in die Kandare „übersetzt“. Der Kinnriemen besteht aus Leder und ist rein zur Sicherheit vorhanden. Er sollte nicht in den Kontakt zur Kinngrube kommen, da dann ein Hebeleffekt entstehen würde, der nicht gewünscht ist.
Bosal
Das Bosal wirkt gleichzeitig lateral und vertikal, durch die Rotation auf dem Pferdeschädel und die primäre Wirkung der Seitenteile (Bars) an den Wangen des Pferdes.
Hierdurch kann es als Start- und endgültige Zäumung eingesetzt werden und erfordert keine Ergänzung mit einem Gebiss- die Kandare ist also optional.
Bei lateraler Einwirkung kann eine falsche Rotation des Unterkiefers begünstigt werden, dies ist aber eine theoretische Kritik, die in der Praxis immer mit einer überlasteten inneren Schulter einhergeht.
Bei fortgeschrittener Ausbildung Unterstützung der Stellung am äußeren Zügel, wenn benötigt.